8.2.2016 – Uetze verliert wichtiges Aushängeschild

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Claudia und Horst Gräbing haben ihren Cafébetrieb in der Eltzer Mühle eingestellt. Damit ziehen sie die Konsequenz aus dem jahrelangen, zermürbenden Kleinkrieg mit der Verpächterin und den Nachbarn.

Idylle pur inmitten der Natur: Das Mittsommerfest an der Eltzer Mühle zog zahlreiche Radler an. Quelle: Kai Knoche

Eltze. „Wir haben mehrfach versucht, die Parteien zusammenzubringen, in der Hoffnung, dass sie sich einigen“, sagt Uetzes Wirtschaftsförderer Andreas Fitz. Das sei leider nicht geglückt. „Die Mühle ist eines der Aushängeschilder der Gemeinde Uetze gewesen. In allen Infobroschüren wird auf das Ausflugsziel hingewiesen“, sagt Fitz. Der Gemeinde habe die Verpächterin gesagt, dass es dort keinen Cafébetrieb mehr geben werde, sie wolle die Eltzer Mühle ursprünglicher halten, berichtet Fitz.

„Das Freizeitland Uetze verliert einen Stern“, kommentiert Eltzes Ortsbürgermeister Hans-Hermann Brockmann die Entwicklung. „Ich bin maßlos enttäuscht. Denn es gibt keine vernünftigen Gründe, diese gute Einrichtung kaputt zu machen. In die Mühle wurde viel Liebe und Geld investiert, jetzt bricht sich die Missgunst Bahn.“ Bezeichnend sei, dass die Mühleneigentümerin es abgelehnt habe, dass der Verband Deutsche Mühlenstraße die Eltzer Mühle mit in sein Streckennetz aufnimmt, sagt Brockmann.

Von Neid spricht auch Udo Deister, der nicht nur Holzlieferant beim Mühlenumbau war, sondern auch bei seinen Paddeltouren auf der Fuhse regelmäßig an der Mühle eine Rast einlegte. „Künftig müssen wir daran vorbeipaddeln.“ Claudia und Horst Gräbing seien mit viel Freude an die Sache gegangen, doch man habe ihnen so viele Steine in den Weg gelegt. „Es ist katastrophal, was man mit den beiden macht“, sagt Deister.

Auch Peter Doms, Vorsitzender des Uetzer Heimatvereins, bedauert die Entwicklung. Er könne die Entscheidung der Gräbings, die Mühle zu verlassen, verstehen. „Ich befürchte, dass das denkmalgeschützte Gebäude jetzt wieder verfällt. Dabei hatten wir vor, einen Erlebnispfad zwischen dem Zweiständerhaus Wackerwinkel und der Eltzer Mühle anzulegen.“

Horst Gräbing zieht eine nüchterne Bilanz: „Wir haben den Kampf verloren.“ Vorerst werden er und seine Frau in der Mühle bleiben, bis sie eine neue Wohnung gefunden haben. „Zudem müssen wir für unsere Tiere eine neue Unterkunft finden.“ Darüber hinaus verlangt die Verpächterin, dass alles in den Zustand zurückversetzt wird, wie es übernommen wurde. „Wir sollen alles in die Ruine zurückverwandeln“, sagt Gräbing mit einem Anflug von Galgenhumor.

Er, seine Frau und Pächter Karl-Heinz Grabe hatten die verwahrlosten Mühle in sieben Monaten harter Arbeit saniert. 40 Container wurden mit Müll und Schutt gefüllt. Unter den Dielen der Kaffeestuben entdeckten sie sogar ein Rattennest. „Wir haben etliche Rigipswände rausgerissen und die Mühle in ihren Urzustand zurückgebaut“, erinnert sich Horst Gräbing. Wochen hat es gedauert, das Mühlrad nach zehn Jahren Stillstand wieder zum Drehen zu bringen.

Gräbings haben aber nicht nur Arbeit, sondern an die 100 000 Euro in die Mühle investiert. „Wir hätten noch gern fünf Jahre gemacht, dann hätten wir unsere Investitionen wieder rausgehabt“, sagt Horst Gräbing. „Jetzt ist unsere Lebensexistenz dahin.“

Quelle: Hannoversche Allgemeine 8.2.1016

Author: Jan Wiedenroth

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