Abbensen – Windmühle Abbensen

Windmuehle-Abbensen

Baujahr: Wahrscheinlich 1822 ● Gebäudetyp: Erdholländer-Windmühle ● Mühlenart: Getreidemühle ● Betriebszustand: 1903 den Betrieb eingestellt, Einrichtung teilweise verkauft, Mühlengebäude zerfällt seit Jahrzehnten

Juni 2011
Die Abbenser Windmühle liegt versteckt in einem kleinen Wäldchen und hatte am Mühlentag 2011 außer mir wohl keinen Besucher… schade, denn es ist fraglich ob diese Mühle noch lange hier stehen wird. Sie ist jahrzehntelang vor sich hingerottet, mittlerweile dringt Wasser ungehindert ein und zerstört so die Holzkonstruktion und auch der gemauerte Unterbau ist mittlerweile nicht mehr tragfähig.
Hier hat der Frost das Mauerwerk gesprengt und die morschen Holzbalken haben von oben nachgedrückt… die Mühle diente die letzten Jahre wohl nur noch als Lagerschuppen und ist mittlerweile nicht mehr begehbar.

Zur Geschichte der Mühle – von Rüdiger Hagen
Wahrscheinlich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts als Ersatz für die alte Bockwindmühle von Abbensen erbaut. Möglicherweise ist die in einem Riegel des Achtkantgebälks eingeschnitze Jahreszahl 1822 als Baujahr anzusehen.
Nach dem Tod des Müllers Runge, führten ab 1839 die Erben Runge den Betrieb. Am 18.07.1856 wurde die Mühle für 440 Thaler und den jährlichen Erbzins von 60 Thalern an den Anbauern, Zimmermann und Hausschlachter Heinrich Meyer aus Negenborn verkauft. Sei Sohn Heinrich Meyer führte später den Betrieb fort. Erst 1903 ist der Erbzins an das Gut Obermühle ausgelöst worden, als Heinrich Meyer unter sein eigenes Pferdegespann geriet und getötet wurde.
Seine Tochter hatte den Landwirt Friedrich Wilhelm Höper geheiratet, der den Mühlenbetrieb nicht weiterführen konnte. Nach der Stilllegung sind noch brauchbare Teile der Mühlentechnik und ein Flügelpaar verkauft worden, die Mühle verfiel danach und ist heute noch im ruinösen Zustand erhalten.
Die Einrichtung bestand bis zuletzt aus 1 Mahl-, 1 Schrot- und 1 Schälgang mit klassischem hölzernen Obertriebwerk, wovon noch die Triebwerksteile in der Kappe und Reste der Gänge erhalten sind. Die Kappe trug bis zuletzt Stert und Segelflügel, von denen noch Reste erhalten sind.
Es gibt die mündliche Überlieferung, das Hermann Löns sich um 1910 an einen der Flügel hat binden und nach oben drehen lassen, um die Landschaft bis zum Steinhuder Meer überblicken zu können.

Dezember 2014
Um die Sicherheit um die marode Windmühle in Abbensen zu verbessern wurde jetzt der Mühlenkopf provisorisch mit Holzbalken abgesichert. Vorher hatte ein Statiker zusammen mit Rüdiger Hagen die entsprechenden Maßnahmen vorbereitet. So soll die Mühle erst einmal über den Winter kommen. Im Februar 2015 wird dann vom Ortsrat zu einer Versammlung eingeladen mit dem Versuch einen Verein zum Wiederaufbau der Abbenser Mühle zu gründen.

Februar 2015
Wie an dieser Stelle schon berichtet steht es derzeit schlecht um die Abbenser Windmühle. Seit Jahrzehnten steht sie ungenutzt und ist mittlerweile fast vollständig im Wäldchen verschwunden… Der Zustand der Mühle hat sich radikal verschlechtert und es besteht mittlerweile die Gefahr des Einsturzes… deshalb hat sie nur noch eine “Galgenfrist“ bis zum Herbst 2015. Falls bis zu diesem Zeitpunkt kein konkreter Plan zur Sanierung zustande kommt wird die Bauaufsicht aus Sicherheitsaspekten auf den Abriss des historischen Bauwerks bestehen müssen.
Um dieses Ende abzuwenden hatte der Stellvertretende Ortsbürgermeister, Wolfgang Kasten, am 12.02.2015 zu einer Informations-Veranstaltung ins Gasthaus „zur Post“ in Abbensen eingeladen. Rund 40 Mühlen-Interessierte kamen um sich über den aktuellen Zustand der Mühle und die mögliche Zukunft zu informieren. Der Mühlenexperte Rüdiger Hagen informierte die Besucher zunächst über den heutigen Bauzustand der Mühle.
Die Abbenser Mühle wurde wohl 1822 erbaut, als Nachfolge einer Bockwindmühle an gleicher Stelle. Diese Jahreszahl ist in einer Balkeninschrift in der Mühle zu finden. Außerdem wurden wohl auch Balken der abgebrannten ehemaligen Bockwindmühle wieder verwendet, denn es sind viele Balken mit Ruß-Spuren in der Mühle verbaut. Die Mühle blieb über die Jahre weitestgehend unverändert, was in der Region Hannover einzigartig ist. Die Mühlenkappe ist seit vielen Jahren offen, so dass Feuchtigkeit ungehindert eindringen konnte.
Die Flügelwelle und Kammrad, aus Eichenholz gefertigt, haben das ohne Probleme überstanden, allerdings ist der Mittelteil der Mühle aus Nadelholz gebaut und mittlerweile kaum noch tragfähig. So musste die schwere Mühlenkappe mit Balken provisorisch abgestützt werden. Im Mittelteil der Mühle wurde die Königswelle (Kraftübertragung nach unten auf das Mahlwerk) sowie die Antriebe der Mahlgänge schon vor vielen Jahren ausgebaut und weiterverkauft.
Von den Mahlgängen sind lediglich die schweren Mühlsteine auf dem Fußboden der Mühle erhalten geblieben. Die Kosten für einen Wiederaufbau der Mühle würden wohl so um die 350.000 € liegen. Hierzu müsste die Mühle fachgerecht abgetragen werden um dann von Grund auf neu beginnen zu können. Öffentliche Mittel von der Europäischen Union sowie anderen Sponsoren gibt es derzeit nur für Baudenkmäler die an ihrem historischen Standort wieder hergestellt werden. Somit kommt eine Umsetzung der Mühle an einen anderen Standort innerhalb von Abbensen oder Umgebung nicht in Frage.
Wie soll es nun weitergehen? Es wurde beschlossen eine Gruppe zu bilden, der zunächst von Wolfgang Kasten geleitet wird und der neben ihm noch Rüdiger Hagen und 2 weitere Personen angehören. Ziel ist die Erarbeitung eines Konzepts zur Wiederherstellung und weiteren Nutzung der Mühle. Sollte bis zum Herbst kein tragfähiges Konzept zur Mühlenrettung stehen muss die Mühle abgetragen werden und wäre für immer verloren. Dann gäbe es nur noch Einzelteile der Mühle die ausgestellt oder in anderen Mühen weiterverwendet werden.

Dezember 2015
Die Mühle steht im Internet noch zum Verkauf, der Kaufpreis ist von 80.000 € im Mai auf derzeit 60.000 € runtergegangen.

Geschrieben von Dieter Goldmann

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So war die Abbenser Mühle einmal ausgestattet. Zeichnung: Rüdiger Hagen
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Foto: Dieter Goldmann
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Foto: Dieter Goldmann
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Foto: Dieter Goldmann

Author: Jan Wiedenroth

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